Aristocrat steht vor einer Herausforderung bei der Übernahme von Playtech, da ein zweiter Interessent aufgetaucht ist. Dabei sind Parallelen zum Finalto Deal deutlich erkennbar. Diesen hatte Playtech Großaktionär mit einem besseren Angebot nach über einem halben Jahr Verhandlungen mit einem Konsortium aus Israel platzen lassen. Auch eine Breakfree Strafzahlung wurde in Millionenhöhe in Kauf genommen. Jetzt meldet das börsennotierte Unternehmen, dass quasi über Nacht eine Anfrage am frühen Montagmorgen (08.11.2021) von Gopher Investments eingegangen ist. Demnach bittet der Aktionär als Interessent um Einsicht in Due-Diligence-Informationen, was wiederum automatisch zu Spekulationen führt, dass der Konzern aus Hongkong ebenfalls ein Angebot zur Playtech Übernahme unterbreiten will.
Gopher hat Angebot für Playtech im Visier
Der australische Anbieter von Spielautomaten Aristocrat ist im Zugzwang, um seine geplante Übernahme von Playtech voranzutreiben. Auf der anderen Seite scheint der durch die Rothschild Finanzberatungsgruppe Playtech Großaktionär ein konkurrierendes Übernahmeangebot auszuarbeiten. Einer der größten Einzelaktionäre könnte sich somit als neuer Inhaber positionieren. Die asiatische Investmentfirma, die kürzlich die Übernahme der Finanzabteilung von Playtech vereinbart hat, plant jetzt ein 3-Milliarden-Pfund-Angebot für das gesamte Unternehmen von den Online Slots bis hin zu den aufstrebenden Live Casinos.
Nachdem Gopher Investments im September ein israelisches Konsortium mit einem 250-Millionen-Dollar-Angebot für die Finalto Finanzsparte ausgestochen hat, steht das Unternehmen nun kurz davor, die australische Gruppe zu verdrängen. Aristocrat hatte sich im vergangenen Monat auf ein Angebot in Höhe von 2,1 Milliarden Pfund für den Konzern der Glücksspielbranche geeinigt, was inklusive Übernahme von Schulden 2,7 Milliarden Pfund entspricht. Der Vorstand hat daraufhin den Aktionären empfohlen, das Angebot anzunehmen.
Der Großaktionär aus Hongkong scheint hierbei nicht mitzuspielen. Wie Sky News berichtet, wird Gopher Investments von keinem Geringeren als der Rothschild Gruppe beraten, um die Übernahme selbst zu regeln. Hierzu hat Playtech zudem am Sonntag, dem 07. November 2021, bestätigt, dass es eine erste Stellungnahme von Gopher eingegangen ist und daraufhin Zugang zu Due-Diligence-Informationen gewährt wurde. Ein mögliches Angebot zur Übernahme kann so geprüft werden. Die Aktien von Playtech, die sich im letzten Jahr verdoppelt haben, werden wahrscheinlich weiter zulegen.
In den Nachrichten ist zu lesen, dass Gopher ein Angebot in Höhe von 3 Mrd. £ (ca. 4 Mrd. US-Dollar) vorlegen könnte und damit das von Aristocrat im Oktober 2021 angekündigte Kaufangebot in Höhe von 3,9 Mrd. australischen Dollar (2,9 Mrd. US-Dollar) in den Schatten stellt.
Kommt es zum Bieterwettstreit und Aristocrat erhöht um eine Milliarde?
Ein Bieterkrieg um Playtech wäre die Fortsetzung eines hektischen Jahres, in dem in die internationale Glücksspielbranche zahlreiche Firmenübernahmen erlebt hat (u.a. Scientific Digital Live Casino Einstieg durch Authentic Übernahme). Bisher waren es vor allem US-Glücksspielkonzerne, die sich mit europäischem Know-how eindecken, um von Las Vegas aus die Welt der Internet Casinos mit Live Dealern und Spielautomaten zu erobern. Beim Handelsobjekt Playtech ist das Interesse hingegen aktuell nicht amerikanisch, gleichwohl Aristocrat natürlich beabsichtigt, die Erfolgsgeschichte des Unternehmens in den USA fortzuführen, wo die Australier vor allem im terrestrischen Bereich stark sind.
In einer Erklärung, die am Montagmorgen über die ASX herausgegeben wurde, nimmt Aristocrat Stellung. Der Konzern aus Down Under ist sich des Interesses von Gopher bewusst sei und „weiterhin mit Playtech zusammenarbeiten wird, um die empfohlene Akquisition voranzutreiben und die Playtech-Aktionäre auffordert, bei den Aktionärsversammlungen für die von Aristocrat empfohlene Akquisition zu stimmen, sobald der Übernahmeplan veröffentlicht worden ist“. Deshalb ist davon auszugehen, dass Gopher zeitnah eine Erklärung abgeben wird, in der das Interesse an einem Angebot für Playtech bestätigt wird.
Der Marktwert von Playtech beläuft sich auf fast 2,2 Milliarden Pfund. Die Aktien des Unternehmens stiegen im Oktober sprunghaft an, als bekannt wurde, dass der Vorstand ein Angebot von Aristocrat in Höhe von 680 Pence pro Aktie befürworten würde. Einschließlich der 600 Mio. Pfund Schulden des in London notierten Unternehmens wurde Playtech durch das Angebot mit 2,7 Mrd. Pfund bewertet. Aber: Mehrere bereits unwiderrufliche Zusagen der Playtech-Aktionäre (The Times berichtet ca. 20 %), in Erwägung zu ziehen das Angebot anzunehmen, sind sofort hinfällig, sobald ein Wettbewerber ein Gebot abgibt, das mindestens 10 Prozent über dem von Aristocrat liegt. Das heißt, um eine Empfehlung des Vorstands zu erhalten, müsste Gopher mindestens 748 Pence pro Aktie bieten.
Nach der Finalto Erfahrung dürfte den Beteiligten klar sein, das Gopher Investments keine leeren Versprechungen macht und durchaus über das nötige Kapital verfügt, um diesen Milliarden-Coup durchzuführen. Dennoch bekennt sich Playtech zunächst zum Aristocrat-Deal, während Gopher einen Bieterkrieg anstrebt.
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