Die nächste Runde im Kampf um Playtech scheint bereits eingeläutet, da ist die Absage von TTB Partners gerade mal ein paar Tage her. Dabei hatte es schon im Herbst 2021 den Anschein, dass Aristocrat so gut wie sicher den Deal über die Bühne bekommt. Doch TTB verspracht im neuen Jahr, unmittelbar vor dem Zeitpunkt den Kauf dingfestzumachen, ein deutlich besseres Übernahmeangebot zu unterbreiten, woraufhin es bei der Abstimmung zum Verkauf an Aristocrat keine Mehrheit unter den Playtech Aktionären gab. Doch in den letzten Monaten hat sich der Markt verändert, nicht zuletzt durch den Krieg in der Ukraine und steigenden Kosten in vielen Bereichen. Auch die regulatorischen Bedingungen in Kernmärkten von Playtech sind im Wandel.
Schnappt sich Eddie Jordan doch Playtech?
Wie der vorläufig zurückgetretene Interessen TTB Partner wirtschaftlich aufgestellt ist, das lässt sich von außen schwer nachvollziehen. Klar ist aber, das Unternehmen ist im großen Stil in Dutzenden Gesellschaften als Hauptaktionär oder zumindest stimmberechtigter Aktionär vertreten. Da die Börsen in den letzten Monaten eine Talfahrt hinter sich haben, kann auch daran der Playtech Deal gescheitert sein, schließlich sind die Aktien Milliarden Wert. Während der Übernahmephase haben jedoch noch mehr Fraktionen Interesse gehabt, selbst Las Vegas Sands hat womöglich überlegt, sich durch Playtech in den Markt der Live Casinos, Spielautomaten und Online-Sportwetten einkaufen zu können.
Zudem gab es auch ein belegbares Interesse von JKO Capital, dem Formel-1-Ikone Eddie Jordan angehört. Das Investmentunternehmen ist unter anderem Großaktionär bei Evolution, Light & Wonder (früher Scientific Games) und Entain. Die Betreibergesellschaft Entain ist vor allem bekannt für Online Casino und Wettportale wie das bwin Casino, Ladebrokes, Coral und CasinoClub. Wie die Zeitung The Times berichtet, hat der irische Geschäftsmann Eddie Jordan im Juli 2022 bereits zum zweiten Mal sein Interesse an einem Angebot für den Glücksspielkonzern Playtech bekundet.
Dies ist eine positive Nachricht für Playtech, das Anfang diesen Monats eine weitere Hürde bei der Suche nach einem Käufer genommen hat, als der Investmentfonds TBB Investments aus Hongkong – der nach wie vor Aktionär des Unternehmens ist – sein Angebot mit der Begründung „schwieriger Marktbedingungen“ zurückgezogen hat. Allerdings hat das Unternehmen auch verkündet, sich in Zukunft durchaus wieder an eine Übernahme wagen zu wollen, vorausgesetzt die wirtschaftlichen Bedingungen lassen das zu.
Ob Playtech Casinos oder die Sportwetten und in Italien über Tochter Snaitech sogar im stationären Markt, die Marke ist omnipräsent und weckt das Interesse großer Investoren. Gerade auch die Live Casino Sparte hat mit neuen Spielshows wie Who Wants To Be A Millionaire und Adventures Beyond Wonderland Live ordentlich an Reichweite gewinnen können.
Ein Blick auf die fehlgeschlagenen Übernahmeversuche
Blicken wir noch einmal kurz zurück auf den Bieterwettstreit um Playtech, der bisher scheinbar immer noch keinen Gewinner gefunden hat. Wobei am Ende der unscheinbare Player JKO, der sich frühzeitig selbst aus dem Rennen genommen hat, in der Nachspielzeit doch noch einen Treffer landen könnte. Denn: Offenbar war Eddie Jordan kurz davor, im Februar 2022 über sein Investmentfond JKO Play, das er gemeinsam mit dem irischen Geschäftsmann Keith O’Loughlin besitzt, ein Angebot von 750 Pence pro Aktie für das Unternehmen abzugeben.
Ungeachtet der Tatsache, dass Playtech die Frist für die Abgabe eines Angebots durch JKO vom 5. Januar auf den 26. Januar verlängerte, zog Eddie Jordan sein Angebot für das Unternehmen zurück. Eine wirklich schlüssige Begründung gabe es damals nicht. Schließlich standen die Kennzahlen fest, das vorliegende Angebot von Aristocrat zu überbieten und die anhaltend guten Geschäftszahlen werden eine Übernahme in Zukunft nicht günstiger machen. Doch mit dem Rückzug ebnete Eddie Jordan in Wirklichkeit den Weg für die von Playtech bevorzugte Option, eine Übernahme durch das australische Unternehmen Aristocrat Leisure. Dabei hat Playtech aufgrund mehrere Interessenten sogar die Abstimmung der Aktionäre über das 2,7-Milliarden-Pfund-Angebot von Aristocrat zweimal verschoben, um JKO mehr Zeit zu geben, ein verbindliches Angebot zu unterbreiten. Berichten zufolge sicherte sich JKO die finanzielle Unterstützung des indischen Geschäftsmannes und Party Gaming-Mitbegründers Vikrant Bhargava, um ein Angebot von über 3 Milliarden Pfund zu unterbreiten, mit dem die Aristocrat Aktionäre gelockt werden sollten.
Letztendlich wurde das Angebot von Aristocrat jedoch von einer großen Anzahl von Playtech-Aktionären abgelehnt. Erst später kam hierzu zum Vorschein, dass wohl eine Reihe von asiatischen Investoren nicht zufrieden mit der Vereinbarung waren. Aristocrat hatte im Vorfeld durchblicken lassen sich eventuell vom Asien Geschäft zu verabschieden, da der Fokus auf regulierten Märkten liegen soll und das ist in Asien selten der Fall. Demzufolge hat das Unternehmen nicht die erforderliche Zustimmung von 75 Prozent der Aktieneigner erhalten.
TTB als Großaktionär weiterhin inwolviert
Obwohl TTB sein Angebot zurückgezogen hat, hat das Unternehmen erklärt, dass es den Vorstand und die Geschäftsführung von Playtech weiterhin unterstützen wird, die für das erste Halbjahr einen Kerngewinn von über 200 Millionen Euro erwarten. Zum Zeitpunkt des Rückzugs von TTB äußerte sich Mor Weizer, Group CEO von Playtech, zuversichtlich über die Zukunftsaussichten von Playtech.
Mor Weizer hat sich als Playtech Chef wie folgt geäußert: „Playtech geht mit einer starken Dynamik in die zweite Jahreshälfte 2022 und zeigt weiterhin sehr gute Leistungen in seinen Kerngeschäften B2B und B2C. Wir bleiben zuversichtlich in Bezug auf unsere langfristigen Wachstumsaussichten und insbesondere unsere Fähigkeit, von den strukturierten Vereinbarungen zu profitieren, die Playtech bereits den Zugang zu neu eröffneten Glücksspielmärkten ermöglichen.“
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