Mattingley

Der große Football Index Skandal in Großbritannien lastet auf dem neuen Playtech Non-Executive Chairman Brian Mattingley! (Bild von geralt auf Pixabay)

Playtech hat sich nach langer Suche und einigen Differenzen mit Großaktionären wie dem renommierten Hedge-Fonds-Aktivisten Jason Ader, für eine neue Ära mit Brian Mattingley als neuen Vorsitzenden entschieden. Nach einer zweijährigen Suche hat der Software-Riese schließlich den ehemaligen Vorsitzenden von 888 Holdings sowie der Online-Fußballer-Börse „Football Index“, am 3. März 2021 in diese Rolle berufen. Insbesondere Playtech Investor Jason Ader hat seine volle Unterstützung für die Ernennung von Mattingley zugesagt, da er ihm als Non-Executive Chairman zutraut, entscheidend für die Erholung des Unternehmens sein. Wie The Times berichtet, hat nach dem großen Football Index Skandal in Großbritannien, wo nicht gerade wenige Brian Mattingley mit in der Verantwortung sehen, stellt sich nun Frage, ob ein Aktienkonzern in ihn noch als gute Vorsitzenden vertrauen kann?

Brian Mattingley läutet neue Ära ein

Ein Gründer mit komplizierten Hintergrund ist ein Hindernis für das Unternehmenswachstum, so hat Großinvestor Jason Ader mit seinem guten Auge für Investitionsmöglichkeiten einst die Situation von Playtech Gründer Teddy Sagi bewertet. Mit seiner Vermögensverwaltungsfirma SpringOwl hat Ader es in erster Linie auf börsennotierte Unternehmen mit schwacher Performance abgesehen und übt Druck auf die Unternehmensführung aus, um Veränderungen herbeizuführen. Ziel ist es dabei stets die Rendite für die Investoren steigern. Hierbei ist es ein bemerkenswertes Beispiel, seine führende Rolle innerhalb der Playtech Gruppe Revue passieren zu lassen und wie es ihm gelungen ist, den Gründer, Teddy Sagi, zum Ausstieg aus dem Unternehmen zu bewegen.

In jedem Fall hat der Investor reichlich Expertise und eine exzellente Erfolgsbilanz, wenn es darum geht, den Vorstand umzukrempeln, um die Unternehmensführung zu verbessern. Brian Mattingley scheint alles mitzubringen, was es braucht, um das Glücksspielunternehmen weiter expandieren zu lassen. Die Entscheidung wurde auch vor dem Hintergrund getroffen, dass der neue Boss bereits die 888 Holdings zu einem weltweiten Anbieter aufbauen konnte. Die Erfolge sind nicht von der Hand zu weisen, aktuell bietet der Konzern sogar um die William Hill Anteile in Europa mit, die einen Wert von bis zu 2 Mio. $ haben.

Für den strategischen Fokus der Gruppe, die Geschäftsaktivitäten zu vereinfachen und sich von nicht zum Kerngeschäft gehörenden Vermögenswerten zu trennen, scheint Brian Mattingley als ambitionierter Casino- und Wettexperte genau der Richtige zu sein. Das Hauptaugenmerk soll in Zukunft im Glücksspielbereich liegen, in dem Playtech seine marktführende Technologie nutzen kann. Als solches hat der Konzern die aufstrebende Trade-Tech Plattform Finalto veräußert und auch andere Bereiche könnten noch folgen.

Brian Mattingley und der Football Index Skandal

Das Projekt Football Index ist eine einzigartige Plattform für Fußballwetten, die Zehntausende von Fußballfans nach ihrem plötzlichen Zusammenbruch im März 2021 einen erschütternden kollektiven Verlust von fast 90 Millionen Pfund hinterlassen hat. Während der Schmerz bei den meisten geprellten Kunden noch anhält, wird Brian Mattingley, der ehemalige Vorsitzende von Football Index, der ebenfalls für das Desaster verantwortlich gemacht werden sollte, im Juni fröhlich seine neue Rolle als Vorsitzender bei Playtech antreten. Mit einem Jahresgehalt von 338.000 Pfund halten das die immer noch frustrierten Football Index Kunden für absurd. Wir wollen ein wenig tiefer in die Materie einsteigen, um nachvollziehen zu können, was eigentlich passiert ist.

Die Plattform Football Index wurde 2015 mit Lizenzen der UK Gambling Commission (UKGC) und Jersey Gambling Commission gegründet und hat das Angebot als eine Art Fußballbörse vermarktet. Kunden haben dabei fiktive Aktien von Profifußballern kaufen und verkaufen sowie Dividenden auf Basis der Performance ihrer Aktien verdient. Dieses neuartige Konzept war immens populär unter den wettverrückten Briten. Der Unternehmen hat sogar Zahlen veröffentlicht und auf Dividendenzahlungen im Laufe der Saison 2019/20 in Höhe von 11 Millionen hingewiesen, wobei die maximale Dividende, die ein Kunde pro Tag gewinnen konnte, auf 0,33 Pfund pro Aktie festgelegt war.

Das Geschäft von Football Index war jedoch nichts als ein Trugbild. Die Vermögenswerte, das heißt die Fußballspieler auf dem Markt, unterliegen keiner nachvollziehbaren Berechnungsgrundlage. Es hat vielmehr den Anschein eines Schneeballsystems, das sich darauf verlassen hat, ständig Einzahlungen von neuen Kunden und bestehenden Mitglieder zu generieren, um Dividenden auszahlen zu können. Dieses unhaltbare Geschäftsmodell war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Als Football Index Anfang März 2021 ankündigte, die maximal zu zahlende Dividende von 0,14 Pfund pro Aktie auf nur noch 0,03 Pfund zu senken, um die langfristige Nachhaltigkeit der Plattform zu sichern, stürzte der Markt nach einem Ansturm von Kunden die Panikverkäufe tätigten in sich zusammen.

Mattingley

Football Index Skandal – Lizenzentzug in Großbritannien (Bildquelle: footballindex.co.uk)

Für den Paukenschlag beim Football Index Skandal sorgte schließlich die UKGC, die als Aufsichtsbehörde in Großbritannien reagieren musste und dem Betreiber die Betriebslizenz entzogen hat. Seither sind die Gelder der Kunden im System gefangen und auch die britische Regierung hat sich eingeschaltet und nun eine unabhängige Untersuchung des Vorfalls eingeleitet.

Schneeballsystem mit UKGC Lizenz

Der Fall von Football Index ist das Ergebnis von sträflichen Fehlern der Unternehmensführung einschließlich Brian Mattingley, der die Plattform unterstützte und große Worte schwang, als er im September 2018 zum Vorsitzenden des Unternehmens ernannt wurde: „Football Index hat bewiesen, ein echter Revolutionär in der Branche zu sein. Es ist aufregend, dem Vorstand eines Unternehmens mit einem so innovativen Angebot beizutreten, das eine engagierte Anhängerschaft und eine schnell wachsende Nutzerbasis hat. Ich freue mich darauf, zusammen mit Andrew und Mark das aktuelle Vorstands- und Managementteam mit weiterer Expertise zu ergänzen und dabei zu helfen, das Angebot von Football Index weiter auszubauen.“

Doch in weniger als drei Jahren ist der ehemals vielversprechende Riese nun eine der größten Enttäuschungen der britischen Glücksspielindustrie. Das Versprechen, das seriöse Branchenvertreter wie Brian Mattingley gegeben haben, ist unerfüllt geblieben. Einige Kritiker behaupten nicht haltlos, dass dieses Geschäftsmodell einem Ponzi- oder Schneeballsystem ähnelt und aus diesem Grund hat sich der Football Index Skandal auch immer weiter aufgebauscht.

Diese Darstellung lässt sich tatsächlich bis in den Januar 2020 zurückverfolgen, als der UKGC ein Bericht vorgelegt wurde, wonach Football Index ein außergewöhnlich gefährliches Schneeballsystem sei. Es erscheint also ein wenig anrüchig, dass Mattingley, der Football Index unmittelbar danach im Februar 2020 verließ, behauptet, dass er „sich keiner Probleme mit dem Unternehmen bewusst war“? Er ist entweder zutiefst unehrlich, oder der Mann war nur Mittel zum Zweck, um dem Football Index ein seriöses Gesicht zu verleihen. Unter dieser Maßgabe hat Brian Mattingley wahrscheinlich nie hinter die Kulissen geblickt, um die wahre Natur des Unternehmens zu durchschauen. Alles in allem ist es natürlich für den über Jahrzehnte zuverlässigen Mann der Gaming-Branche kein gutes Aushängeschild und für Playtech zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung ein Drahtseilakt.

Was für Brian Mattingley spricht, ist die Tatsache, dass sich Playtech erst im März 2021 offiziell für ihn als Nachfolger der Interimslösung Claire Milne entschieden hat. Es davon auszugehen, dass diese zum damaligen Zeitpunkt bereits durch die Glücksspielkommission untersuchte Fall in die Entscheidung mit eingebunden wurde und das neue Vorstandsmitglied mit reiner Weste kommt, gleichwohl der Football Index Skandal an ihm haftet.

Seriöse Führung unter Claire Milne

Ungeachtet einiger großer Investoren, die in ihren Ledersesseln einmal wöchentlich die Renditen checken und einen namhaften Non-Executive Chairman wie Brian Mattingley bevorzugen – unter Claire Milne ist Playtech aus einer der größten Krisen der Unternehmensgeschichte gestärkt hervorgegangen. Mit der renommierten Juristin an der Spitze konnte Playtech das Live Casino konkurrenzfähig aufstellen. Neue und vor allem innovative Live Dealer Inhalte wurden mit Spielshows wie Adventures Beyond the Wonderland und Mega Fire Blaze Roulette Live erfolgreich eingeführt. Unter ihrer Führung wurde ein 5-Jahres-Abkommen mit Sony unter Dach und Fach gebracht. Damit einhergehend wird Playtech den internationalen Quoten-Knüller „Who wants to Be a Millionaire“ in die Live Casino bringen.

In über 100 Ländern wird die Quiz-Sendung ausgestrahlt und ist nahezu überall ein Garant für hohe Einschaltquoten. Die Chance, zum Multi-Millionär zu werden, gibt es allerdings nur in Vietnam, wo der Hauptgewinn nach 15 kniffligen Fragen bei 150.000.000 Dong liegt, was allerdings kaum mehr als 5.000 Euro entspricht. Die Quiz-Show „AI LÀ TRIỆU PHÚ“ ist dabei mit mehr als 10 Millionen Zuschauern auf dem TV-Sender VTV sowie in den sozialen Netzwerken der TV-Highlight der Vietnamesen. Was hat das alles mit Playtech zutun, fragen Sie sich? Das WWM-Format wird mit zwei Übertragungen täglich über mehrere Monate ab Ende Juni 2021 im Playtech Live Casinos übertragen und jeder kann mitspielen und auf die Antworten wetten. Die genaue Anleitung zu den Wettmöglichkeiten ist noch Geheimsache, fest steht aber jetzt schon, dass dieser Erfolg Claire Milne zuzuschreiben ist.

Ab 1. Juni 2021 wird Brian Mattingley Playtech Non-Executive Chairman

Ob es nach solchen Leistungen überhaupt notwendig ist, einflussreiche Führungspersönlichkeiten ins Unternehmen zu holen, an denen das Mitwirken an irgendwelchen zwielichtigen Geschäften haftet, ist zumindest von außen betrachtet fragwürdig. Eine weitere Frage, die aufkommt, ist, wie war das umstrittene Unternehmen Football Index in der Lage, Unterstützung von prominenten Führungskräften innerhalb der Glücksspielindustrie zu erhalten und warum es problemlos von der UKGC lizenziert wurde. Das Geschäftsprinzip war von Anfang an ein Verstoß gegen das britische Glücksspielgesetz.

Letztlich ist Brian Mattingley ungeschoren davongekommen und steht kurz davor, eine weitere große Rolle in einem gleichrangigen Unternehmen zu spielen, die von einigen der großen Figuren ernsthaft erwartet und unterstützt wird. Das diese Wendung als bizarr betrachtet wird, ist klar. Schlussendlich sollten die Qualitäten eines guten Vorsitzenden in der Fähigkeit liegen, eine gute Unternehmensführung aufrechtzuerhalten und die höchsten Standards der Integrität zu fördern. Bei dem Projekt Football Index war das nicht der Fall und bisher hat Brian Mattingley noch keine angemessene Erklärung zum Skandal abgegeben und wird dennoch zum 1. Juni die Rolle des Non-Executive Chairman bei Playtech übernehmen.

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